krakau
5.10.05
  Engelin mit Gießkanne
Ich habe eine Engelin geschenkt bekommen. Sie fiel wie Manna vom Himmel. Die Krakauer Engelin mit Gießkanne. Sie ist keine ätherische Gestalt. Sondern verfügt über ausgeprägt weibliche Attribute. Trägt ein geblümtes Kleid und eine Schürze mit riesigen Taschen. In der linken Hand hält sie eine Gießkanne. Meine Engelin ist Linkshänderin. Auf den Rücken geschnallt, wie ein überdimensionierter Rucksack, wie eine Fallschirmspringerin, Flügel aus grobem Leinen.

Nun schützt mich die Krakauer Engelin mit Gießkanne. Sie bewacht mein Fenster, das nicht Teil der Wand ist, sondern des Daches. Mein Fenster zum Himmel. Ich wohne unter dem Dach. In der Früh wache ich auf und starre in den Himmel. Tagsüber schreibe ich und starre in den Himmel. Ich denke und starre in den Himmel. Schweige und starre in den Himmel.

Die Engelin gießt meine Gedanken wie Frühlingsregen. Der Baum, der über das Haus und über mein Vorstellungsvermögen hinaus gewachsen ist, wirft seine dürren Blätter ab. Auf mich. Und in der Nacht seine ungenießbaren schweren Früchte.
 
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