krakau
24.11.05
  Unterwegs
Gleich breche ich auf. Heute Lesung in Gorlice. Morgen in Kwiatonowice. Und dann Wochenende.
Paul, mein adoptierter Großvater feiert heute in New Holland Thanksgiving.
Maryna, die Ukrainerin, schrieb gestern ihr Theaterstück zu Ende. Zufrieden erschien sie gegen Mittag in der Küche, kochte ihren ersten Kaffee und sagte: „Geschafft!” Es soll viel Blut fließen. Sie hat vier Personen um die Ecke gebracht. Abends war die Rede davon, dass in der Villa auch Geister wohnen.
Frau Krakowska hatte vor einigen Tagen Geburtstag. Zufällig habe ich das nach so vielen Jahren erfahren. Denn sie feiert nur ihren Namenstag. Sie kam am gleichen Tag auf die Welt wie meine Schwester. Alles ist relativ.

Frühmorgens liegt auf meinen Fenstern Schnee, der im Laufe des Tages allmählich zerfließt. Ich öffne ein Fenster. Lecke an den Eiszapfen. Berühre den Schnee. Auf dem Dach. Unter dem ich wohne. Der Himmel ist anämisch. Und die Sprache hat ein Problem, dass sie vom Menschen abhängt. Und deshalb lebt. Und unberechenbar ist. Wie wir alle.

Ich muss auf die Frage eine Antwort geben, warum ich mich in Polen wohl fühle. Morgen. Aber vielleicht auch schon heute. Aber bestimmt die nächsten Wochen, Monate, Jahre. Ununterbrochen. Immer wieder. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Weder heute noch morgen. Ich weiß nur, dass die eigene Verfassung auch eine sprachliche Angelegenheit ist.

Ich rechne mit der Hilfe der Landschaft. Der Unteren Beskiden. Und auf den Großvater in Amerika.
Es ist soweit. Ich breche auf.
 
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