krakau
16.2.06
  Rekapitulation
Sätze aus dem Schulheft: ponieść klęskę (eine Niederlage erleiden), ponieść porażkę (eine Schlappe ziehen) – odnieść sukces (einen Erfolg erzielen), odnieść zwycięstwo (einen Sieg erringen). Antonyme.

Ich war lange nicht da. Nun versuche ich, die Zeit wieder zu finden. Und mich. Heute früh – schon wieder. Kilars Kavalleriemarsch. Im Radio Zwei. Ein Stück aus der Filmmusik zu „Chronik der Liebesunfälle”. Das Radio ehrt damit natürlich Andrzej Wajdas Goldenen Bären. Aber ich nehme diesen Marsch als Zeichen des Himmels. Lenk dich nicht weiter ab! Der erhobene Zeigefinger von Herrn Konwicki höchstpersönlich.
Gestern – gemäßigtes Tief, trotz Anruf von Kasper, dass er die Postkarten fertig korrigiert habe. Und freundlichen Worten, nicht nur zu den Texten. Nachts Schmerzen in den Beinen.
Vorgestern – dito, trotz Valentinstag und einer herzlichen email aus Danzig.
Montag – der Dreizehnte. Kündet von nichts Gutem. Wolfgang reist wortlos ab.
Sonntag – Anruf von Mutter. Ich dachte, jemand muss gestorben sein, aber es geht nur um eine dringende handschriftliche, notariell beglaubigte Unterschrift. Nervenzusammenbruch.
Samstag – der Elfte. Geburtstag von Roma. Wolfgang wütet in der Küche des Łaski-Hauses und vertreibt sogar mich. Chinesisches Essen mit Dorota und Benio.
Freitag – der Zehnte. Wir feiern 146 Monate Ehe. Während des Fluges von Berlin nach Krakau blättere ich im Halbschlaf den zweiten Interviewband mit Konwicki durch. Und finde, was ich suche: „Es ist außerordentlich wichtig, die eigene Stimme zu finden, die eigene Sicht der Dinge. Jeder sieht schließlich die Welt auf seine Art.“
Donnerstag – Berlin. In der Früh Erschöpfung, leichter Kater, Tai Chi an der Akazienstrasse, Kaffe mit Rhea, Heiko, Ursula, Hildegard im Café Bilderbuch. Von U. bekomme ich die Fotos aus Madeira. Das Ölbild „die heilige Anna und der heilige Joachim beim goldenen Tor“ eines unbekannten Meisters, das im Museum Arte Sacra in Funchal hängt. Darauf warte ich schon seit zwei Jahren. Es soll angeblich den polnischen König Ladislaus III, genannt Varnäer, und seine portugiesische Frau Eanes porträtieren. Wolfgang stößt zu uns, direkt aus dem Zug von der Ostsee. Dann Schwiegervater. Schwiegermutter. Schwager. Nächtliches Bier im Zwiebelfisch.
Mittwoch – Flug nach Berlin. Einzelstunde bei Monika an der Akazienstrasse. Die Erfahrung von Außenräumen (dazu später mehr, versprochen). Ein wunderbarer Damenabend mit Maria K. beim Italiener.
Dienstag, der siebte Februar: ich beende im Morgengrauen das erste Kapitel. Erledige Liegengebliebenes. Gehe zum Optiker und bestelle eine neue Brille. Eine Brille mit Gläsern für alles. Für den Computer. Für die Bücher. Für das Auto (obwohl ich keines besitze, auch keinen Führerschein). Für den Fernsehapparat (obwohl ich keinen besitze und nie fernsehe). Für die Strasse. Den Wald. Die Stadt und das Land. Krakau und Berlin. Die ganze Welt. Urbi et orbi.
Montag – ich quäle mich mit den letzten Sätzen. Unerwartetes Abendessen mit Martin dem Älteren.
Sonntag – ich quäle mich mit den letzten Sätzen. Unsere Schuhmacherin Frieda begeht heute ihr erstes halbes Jahrhundert. Spaziergang zu den Jungfrauenfelsen.
Samstag – ich quäle mich mit den letzten Sätzen.

Soviel zu den Antonymen. Ich ziehe Schlappen. Künstlerische. Erleide Niederlagen. Persönliche. Erziele Erfolge. Überzeitliche. Erringe Siege. Über die Wochentage. Das reicht. Sätze aus dem Schulheft.
 
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